Flexibilität und Gelassenheit helfen in schwierigen Situationen

Last Updated on 1 Jahr by Coach Beate
Gelassenheit erleichtert vieles – Wenn es so nicht geht, wie könnte es gehen? Das sind zwei zentrale Aussagen, deren Richtigkeit ich in meinen sieben Jahren in Shanghai immer wieder beobachten konnte.
Fortsetzung von 3 Tipps, wie Du gestärkt aus der Krise hervorgehst.
Beispiel Flexibilität: Ein Loch im Zaun
Hinter unserer Wohnanlage in Shanghai gab es eine Straße, die aus einer Siedlung kam, in der Wanderarbeiter mit ihren Familien lebten. Die Straße endete vor einem kleinen Hügel. Oben auf dem Hügel verlief die Schnellstraße, daneben ein Radweg.
Der Zugang war versperrt durch einen Zaun. Sehr ärgerlich, da jeder, der aus der Siedlung kam, einen großen Umweg fahren musste. Eines Tages bemerkte ich die „chinesische Lösung“: jemand hatte ein Loch in den Zaun geschnitten. Es gab bereits einen sichtbaren Weg, der sich den Hügel hinauf schlängelte.
Von da an benutzte ich auch dieses Loch im Zaun, wenn ich mit dem Fahrrad nach Hause kam, der Weg war bedeutend kürzer als weiter auf dem Radweg zum offiziellen Eingang unseres Compounds zu fahren.
Wann immer ich vor einem scheinbar unüberwindbaren Hindernis stand, dachte ich von diesem Tag an immer an das Loch im Zaun. Ich musste grinsen und überlegte mir, wie mein Loch (Lösung) in diesem Zaun (Hindernis) aussehen könnte. Manchmal dauerte es ein wenig, aber ich fand immer eine kreative Lösung.
Wo ein Wille ist, da ist ein Weg.
Reagiere flexibel auf die Gegebenheiten und überlege: wie könnte es gehen.
Welchen Hindernissen begegnest Du auf Deinem Weg?
Wie kannst Du sie überwinden, umgehen oder hindurch gehen?
Beispiel Gelassenheit: Mei banfa – da kann man nichts machen
Mei banfa – da kann man nichts machen – ist ein Satz, der mich zu Anfang in Shanghai regelmäßig zur Verzweiflung gebracht hat. Etwas war in der Wohnung zu reparieren, der Handwerker kam, kratzte sich am Kopf und meinte: mei banfa – da kann man nichts machen.
Höfliche Hartnäckigkeit hilft. Einfach drauf bestehen, nicht locker lassen, er versuchte es nochmal. In vielen Fällen konnte er doch etwas machen. Bald hatte ich gelernt, die feinen Nuancen zu unterscheiden.
Mei banfa konnte auch bedeuten: „damit fange ich jetzt nicht mehr an, ich habe bald Pause, die Pause ist mir heilig. Aber nach der Pause kann ich es nochmal versuchen“.
Manchmal bedeutet mei banfa allerdings in der Tat: nichts zu machen, muss ersetzt werden. Mei banfa half mir, es zu akzeptieren, dass ich mich nun mühsam mit unserer Vermieterin auseinander setzen musste, damit wir Ersatz bekamen.
Mei banfa wurde zu meinem Zauberspruch. Er verhalf mir zu mehr Gelassenheit.
Mei banfa für Gelassenheit, wenn ich stundenlang in der Bank warten musste, um unsere Miete auf das Konto der Vermieterin einzuzahlen. Daueraufträge gab es damals noch nicht.
Mei banfa für Gelassenheit, wenn ich stundenlang auf einer anderen Bank warten musste, um Strom, Telefon und Wasser zu bezahlen.
Mei banfa für Gelassenheit, wenn ich mal wieder eine gefühlte Ewigkeit auf ein Taxi warten musste, in der Hauptverkehrszeit, bei Regen.
Eines Tages saß ich im Taxi. Der Fahrer war sehr gestresst und fuhr recht aggressiv. Wir standen an der roten Ampel, sie sprang auf Grün, aber der Verkehr floss nicht ab, da die Kreuzung mal wieder hoffnungslos verstopft war.
Der Fahrer hämmerte wütend auf die Hupe und gestikulierte wild. Da klopfte ich an die Plastikabsperrung, die den Fahrer von seinen Fahrgästen abschirmte und sagte laut: „Hey, Shifu, mei banfa.“
Erschrocken drehte er sich zu mir um, sah meine lange Nase, grinste, und entspannte sich sichtbar. Ich konnte förmlich spüren, wie sich die Energie im Auto veränderte. Auch ich wurde gelassener. Mei banfa – da kann man nichts machen.
Mei banfa, in der Ruhe liegt die Kraft oder: „Habe die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die du nicht ändern kannst. Habe den Mut, Dinge zu verändern, die du ändern kannst. Und habe die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“[1]
Wie du zu einer anderen Gelassenheit kommst beschreibe ich in auch in meinem Artikel So bereichert dich der Austausch mit anderen Kulturen.
Welche unerfreulichen Situationen gibt es in Deinem Leben?
Wie kannst Du sie ändern?
Was kann Dir helfen, sie zu akzeptieren?
Welchen Zauberspruch kannst Du für Dich anwenden, um gelassener zu werden?
[1] Friedrich Christoph Oetinger, dt.. Theologe, 1702-1782