Liebe Dich selbst wie Deinen Nächsten

Last Updated on 1 Jahr by WolfsRoot
Liebe Dich selbst wie Deinen Nächsten. Das klingt erst mal verdreht, wir haben es im Religionsunterricht genau anders herum gelernt. Tatsache ist aber, dass wir häufig verdreht sind, was Liebe und Selbstliebe betrifft. Wir sehen die Größe in anderen, in uns selbst dagegen nur die Schwächen. Wir lieben unsere Nächsten häufig mehr als uns selbst.
Bei der Sicherheitseinweisung im Flugzeug werden wir immer daran erinnert, im Falle eines Druckabfalls die automatisch herabfallenden Sauerstoffmasken zuerst uns selbst aufzusetzen. Erst danach sollen wir den anderen helfen.
Was ist Deine Sauerstoffmaske? Was hilft Dir, wenn Du Dich mal wieder ungeliebt fühlst?
Du bist großartig – Mach die Freundin-Übung
Schreib den Namen Deiner besten Freundin oder Deines Liebsten auf ein Blatt Papier. Darunter schreib alles auf, was Dir an ihr oder ihm gefällt, was Du bewunderst, was Du magst oder gar liebst.
Notiere auch alles, worum Du sie beneidest, all die positiven Eigenschaften, Talente, Fähigkeiten. Fertig? Lies Dir die Liste nochmal durch. Wie fühlt sich das an? Was denkst Du, was fühlst Du?
Jetzt streich den Namen Deiner Freundin durch und ersetze ihn durch Deinen eigenen Namen. Wie fühlt sich das an? Was denkst Du jetzt, was fühlst Du jetzt?
Tatsache ist, dass wir häufig in Anderen Aspekte von uns selbst bewundern. Aspekte oder Facetten, die wir selbst nicht wahrhaben wollen.
Du bist richtig so wie Du bist.
Hör auf, an Dir rumzumeckern und rumzukritisieren. Beobachte Deinen inneren Dialog. Beschimpfst und kritisierst Du Dich eher oder ermutigst und bestärkst Du Dich? Redest Du mit Deiner besten Freundin genauso wie mit Dir selbst?
Schick Deinen inneren Kritiker in die Wüste und lade Deine innere Unterstützerin oder Verbündete ein, Dir beizustehen.
Du bist schön – Mach die Spiegelübung
Stell Dich jetzt vor einen Spiegel und beschreibe alles, was schön an Dir ist. Falls Du auf Anhieb nichts findest, dann lächele Dich an.
Schau genau hin, stell Dir vor, Du betrachtest Dich unvoreingenommen: was entdeckst Du – oder was könntest Du entdecken, wenn Du Dich mit liebendem Blick betrachtest?
Was sagen andere, die Dich lieben oder mögen, über Dich? Worum beneiden sie Dich? Frag Freundinnen, Kolleginnen und Deinen Liebsten.
Vielleicht hast Du ein zauberhaftes Lächeln. Tolle Grübchen, strahlende Augen, die auf den Grund der Seele eines Menschen schauen können.
Vielleicht bist Du besonders einfühlsam? Vielleicht kannst Du gut organisieren? Oder bist Du die Dancing Queen, die immer für gute Stimmung sorgt? Oder ist da, wo Du bist, vorne? Vielleicht bist Du die geborene Führungspersönlichkeit oder du inspirierst und motivierst andere?
Was sind Deine herausragenden Fähigkeiten, von denen andere gern ein Pfund abhätten?
Falls das alles nichts hilft, dann engagiere einen Coach. Ein Coach hilft Dir, Deine Perspektive zu ändern. Die Sicht von außen, ohne Deine Vorurteile gegen Dich selbst, wird Dir so manches AHA-Erlebnis bescheren.
Führe ein Dankbarkeitsjournal
Notiere Dir alles, was Dir Positives widerfährt. Schreib auf, was Dir alles Gutes gelingt. Führe ein Komplimente-Büchlein, in dem Du alle Komplimente und Nettigkeiten notierst, Die Du von anderen hörst.
Es hilft Dir, Deine Perspektive zu ändern. Es hilft Dir, Dich zu erinnern wie großartig, liebenswürdig und anerkannt Du bist.
Vielleicht findest Du es ganz normal, was Du alles jonglieren kannst, andere mögen Dich darum beneiden.
„Das ist doch nichts Besonderes“
Wie reagierst Du, wenn jemand Dich lobt oder Dir etwas Nettes sagt? Achtung: falls Du öfter antwortest: „Das ist doch nichts Besonderes“, dann ist das Dein Signal, genauer hinzuhören, hinzuschauen und hinein zu fühlen.
Das nächste Mal, wenn Du Dich bei dieser Antwort ertappst, dann formuliere sofort um in: „Ja, das ist eine besondere Gabe, die ich habe“ oder: „Ja, das ist mein besonderes Talent“ oder „Ja, das ist meine besondere Stärke“.
Welche besonderen Gaben hast Du?
Welche besonderen Talente hast Du?
Welche besonderen Stärken hast Du?
Fang an, sie zu notieren. Lies Deine Notizen immer dann durch, wenn Du Dich ungeliebt, unbegabt oder unzureichend fühlst. Deine Notizen helfen Dir, die Wolken der Zweifel weg zu schieben, damit Du die Sonne der Selbstliebe wieder sehen kannst.
Wenn jemand zu mir sagt: „Das ist aber nett“, dann antworte ich meist: „Ja, so bin ich eben“ und lächele mein Gegenüber strahlend an. Und dann lächeln sie immer zurück.
Bin ich immer nett? Nein, natürlich nicht, ich arbeite noch daran.
Ja, ich bin nett, es ist ein Wesenszug von mir, den ich lange versteckt habe hinter Kratzbürstigkeit oder Zickigkeit. Manchmal zeigen sie sich auch heute noch. Wie gesagt, ich arbeite noch daran 😉
Früher konnte ich auch keine Komplimente annehmen. Ich glaubte, sie nicht zu verdienen. Ich hatte immer das Gefühl, dass ich nicht gut genug war.
Meine Mutter hat ständig an mir herum kritisiert: ich war zu kratzbürstig, zu zickig, zu widerspenstig. Ich passte nicht ins Schema, ich passte nicht rein.
Heute weiß ich: ich hatte schon früh meinen eigenen Kopf (zu dickköpfig in Muttersprech), ich wusste, was ich wollte und was ich nicht wollte. Ja, ich passte nicht rein, ich gehörte nicht dazu. Ich war anders. Für meine Mutter war das natürlich anstrengend, sie war wohl häufig überfordert. Als Kriegskind hatte sie ihre eigenen unverarbeiteten Traumata.
Erst vor ein paar Jahren habe ich entdeckt, dass ich hochsensibel bin. Das war eine Befreiung. Zu wissen: anderen geht es genauso. Ich passe nicht ins Schema F, aber ich bin ok.
Hochsensibel zu sein hat auch große Vorteile, besonders bei meiner Tätigkeit als Coach. Heute bin ich sehr froh, dass ich mich anerkennen kann und meine Stärken und Talente kenne.
Bleib bei Dir, liebe Dich selbst, erkenne Dich selbst an, dann folgen die Anderen nach. Wenn Du Dich selbst aushalten kannst, kann können das auch die Anderen. Wenn Du Dich selbst lieben kannst, dann können das auch die Anderen. Wenn Du Dich selbst loben kannst, dann werden dich auch die Anderen loben.
Liebe Dich selbst wie Deinen Nächsten! Gib Deiner inneren Verbündeten mehr Raum. Kauf Dir selbst eine Rose.